Lebensraum Ozean
Wenn du mit deinen Füßen langsam ins Wasser läufst, wird das Meer tiefer und tiefer. Du siehst Taucher, die im Wasser verschwinden. Du siehst die Schwanzflosse von Walen, die abtauchen und erst zehn Minuten später wieder Luft holen. Es scheint, als wäre das Meer unendlich tief. Aber mach bitte nicht denselben Fehler, den viele Menschen jahrelang gemacht haben: Glaub nicht, dass der Ozean unendlich viele Schiffe, unendlich viel Fischfang und unendlich viel Abwasser verträgt, denn das tut er nicht. Er ist überlastet und hat leider schon viele Tier- und Pflanzenarten verloren, weil die Menschen nicht behutsam mit ihm umgehen. Forscher*innen sagen, „dass der Mensch zur größten Gefahr der Weltmeere geworden ist und er sich durch die vielerorts ungebremste Ausbeutung der Ozeane Stück für Stück seiner eigenen Zukunft beraubt.“ (World Ocean Review 2021)
Atme zweimal. Dann bedank dich beim Ozean für den zweiten Atemzug. Mikroskopisch kleine Algen, das sogenannte Phytoplankton, produzieren die Hälfte des Sauerstoffs, den du zum Leben brauchst. Der Ozean ist außerdem auch ein Klimaretter und Nahrungslieferant. Für dich und deine Freunde und Familie war das Meer vielleicht schon einmal ein Erholungsort, wo du den Wellen lauschst und salzige Luft atmest. Für die Meerestiere ist es ihr Zuhause: ein riesiger, bunter Lebensraum. In Seegraswiesen legen Fische ihre Eier ab und kleine Fischbabys können sich dort verstecken. Delfinmännchen schmücken sich mit Seegras oder Algen, um Delfinweibchen zu beeindrucken. Die Mangrovenwälder, die sich in den Küstenregionen der Meere befinden, bieten Schutz und Nahrung für Hai-Kinder.
Zerstören wir die Lebensräume?
Im Ozean leben auch die größten Säugetiere der Welt, die Wale. Einige Arten werden über 10 Meter lang, zum Beispiel die Blauwale, Buckelwale und Pottwale. Tausende von Kilometern reisen die Grauwale jedes Jahr von Mexiko bis nach Alaska. Dort finden sie im Sandschlamm Garnelen und Würmer – und essen davon mehr als eine Tonne pro Tag! Die Reise kann gefährlich werden, denn an manchen Stellen lauern ihnen die größten Delfine auf: Orcas, auch Killerwale genannt, warten auf Nahrung. Es gibt aber auch andere, menschengemachte Gefahren für Delfine und Wale weltweit. Dazu gehört das Verheddern in riesigen Fischernetzen, die im Meer treiben und von den Tieren zu spät bemerkt werden. Im Mittelmeer gibt es deshalb immer weniger Pottwale und in der Ostsee kommen die kleinen Schweinswale in Stellnetzen ums Leben. Auch Zusammenstöße von Walen mit großen Frachtschiffen passieren leider immer wieder. Im Nordwesten der USA kämpfen die beliebten „Southern Resident“-Orcas ums Überleben, da sie nicht mehr genügend Fische finden – der Lebensraum der Lachse wurde durch Fischzuchtfarmen und große Dämme zerstört.
Denkst du, wir können etwas daran ändern, wie wir mit dem Ozean umgehen? Viele der Gefahren für die Meeresbewohner sind durch uns Menschen erst entstanden, zum Beispiel weil immer mehr Menschen immer mehr Fisch essen wollen. Auch möchten wir ständig Lebensmittel und andere Produkte aus fernen Ländern haben – deshalb sind irrsinnig viele Transportschiffe auf den Weltmeeren unterwegs. Finde doch mal heraus, was du alles besitzt, das übers Meer zu dir gebracht wurde. Überleg mal im Supermarkt, welche Früchte wohl mit dem Schiff gekommen sind. Vielleicht machst du dann auch bald bei unserem TDV-Motto mit: ”Weniger ist Meer!“